Thea­ter Augsburg

Tat­ort Augs­burg [Fol­ge 2]

»Als die Bil­der lau­fen lern­ten« von Andre­as Hillger

In deut­schen Wohn­zim­mern gibt es eine letz­te Sicher­heit: den »Tat­ort«! Nach dem sonn­täg­li­chen Wet­ter­be­richt ver­sam­meln sich Mil­lio­nen am Lager­feu­er der Nati­on, um mit­zu­fie­bern und wech­seln­de Ermitt­ler bei der Täter­jagd zu beob­ach­ten. Dabei gilt von Wei­mar bis Müns­ter, von Mün­chen bis Köln: Glück­lich preist sich jede Stadt, die ihren eig’nen Kri­mi hat…
Vor Ort aber blick­te man bis­lang nei­disch in die Röh­re – kein »Tat­ort Augs­burg« war in Sicht. Ist (oder braucht) aber nicht auch Augs­burg ein hei­ßes Pflas­ter? Und über­haupt: Run­ter vom Sofa! War­um den Kom­mis­sa­ren zuschau­en, wenn man auch sel­ber mit­er­mit­teln kann?

Der erfolg­rei­che Auf­takt des »Tat­ort Augs­burg« hat die Kom­mis­sa­re in die wäss­ri­ge Unter­welt der Stadt geführt, nun wech­seln mit dem Ermitt­ler-Team auch Tat­zeit und Aggre­gat­zu­stand: Im ehe­ma­li­gen Gas­werk wer­den die Uhren um ein gan­zes Jahr­hun­dert zurück­ge­dreht, eine Spe­zi­al-Fol­ge ent­führt das Publi­kum in die Zeit, »als die Bil­der tan­zen lern­ten«. Ein gro­ßer Krieg treibt die alte Welt­ord­nung unauf­halt­sam ihrem Ende ent­ge­gen, Hun­ger und sozia­le Unru­hen bestim­men für den Groß­teil der Bevöl­ke­rung auch jen­seits der Fron­ten den All­tag, und gleich­zei­tig for­dert das Vater­land in patrio­ti­schen Ver­an­stal­tun­gen dazu auf, Gold und Schmuck zu spen­den, um die Kriegs­ma­schi­ne­rie am Lau­fen zu hal­ten. Nichts­des­to­trotz wuchern auch Deka­denz und Schwarz­markt in die­ser unru­hi­gen Zeit – der Hun­ger der Mas­sen stei­gert den Appe­tit der Rei­chen. Und mit­ten in die­se explo­si­ve Situa­ti­on platzt eine Nach­richt, die das Publi­kum ins Zen­trum des Ver­bre­chens wirft!

Für die Unter­stüt­zung bedan­ken wir uns herz­lich bei den Stadt­wer­ken Augs­burg, den Gas­werks­freun­den Augs­burg e. V., dem Baye­ri­schen Armee­mu­se­um in Ingol­stadt, bei Cir­ku­la­ri­um Cate­ring sowie bei Dr. Micha­el Friedrichs.

Video: David Ortmann
Dra­ma­tur­gie: Kath­rin Mergel
mit: Theo­do­re Gan­ger, Ana­tol Käbisch, Sebas­ti­an Mül­ler-Stahl, Roman Pertl, Kai Wind­hö­vel sowie Lin­da Els­ner, Ute Fied­ler & Patrick Rupar
Fotos: Jan Fuhr
Pre­mie­re am 31. Dezem­ber 2017, Gas­werk­ge­län­de Ober­hau­sen (Start im Kühlerhaus)
»Nur gut, dass an Sil­ves­ter die fünf Dut­zend Zuschau­er-Zeu­gen des zwei­ten Augs­bur­ger ›Tatort‹-Theaterkrimis – im Gegen­satz zu den krib­be­li­gen Büh­nen-Akteu­ren – die Ner­ven bewah­ren und die Ent­schär­fung mit Fach­wis­sens­vor­sprung vor­an­trei­ben. […] Dass es allen Betei­lig­ten nicht die Ner­ven zer­riss bei die­ser apar­ten Abend­un­ter­hal­tung, die auch etwas von Schnit­zel­jagd und Kin­der­ge­burts­tag für Gro­ße hat­te, das lag auch dar­an, dass die gan­ze Cho­se vor 100 Jah­ren spielt, also 1917, als im Ers­ten Welt­krieg noch das Fami­li­en­gold in die Rüs­tung floss und das Kin­topp-Kino nicht von Mimen-Dia­lo­gen, son­dern vom Kla­vier beglei­tet wur­de. Töd­li­cher Ernst und urko­mi­sche Kai­ser-Wil­helm-Pro­pa­gan­da und tönen­de Musik­nost­al­gie flie­ßen da inein­an­der – […] Geschich­te kann eben doch bewe­gend sein.«
Rüdi­ger Heinze
Augs­bur­ger All­ge­mei­ne vom 2. Janu­ar 2018
»Unter span­nen­den Umstän­den hat das Thea­ter­pu­bli­kum Gele­gen­heit, das neue Kul­turare­al zu erkun­den: […] Die­ser erns­te Hin­ter­grund, Aus­lö­ser auch für die Pro­tes­te und Revol­ten im Jahr 1918, ist die Blau­pau­se für die Sati­re, mit der im Augs­bur­ger Tat­ort alles Heh­re durch den Kakao gezo­gen wird. […] Dass sich unter den „Hilfs­sher­riffs“ flei­ßi­ge Helfer(innen) befin­den, die die Tech­nik zur rich­ti­gen Zeit akti­vie­ren, ist Teil des For­mats und zeigt den Auf­wand, der trotz tech­ni­scher Hilfs­mit­tel getä­tigt wer­den muss. Regis­seur David Ort­mann hat sich eini­ges ein­fal­len las­sen. Zu Recht, wie sich zeigt, denn die wei­te­ren Vor­stel­lun­gen sind so gut wie ausverkauft.«