Staats­thea­ter Augsburg

Luzid

Thea­ter­stück von Rafa­el Spre­gel­burd (Deut­sche Erstaufführung)

In einem exklu­si­ven Restau­rant fei­ert Lucas mit sei­ner Mut­ter Teté und sei­ner Schwes­ter Lucre­cia sei­nen 25. Geburts­tag und alles scheint per­fekt: das Essen, der Wein, das Ambi­en­te, sogar der Kell­ner! Aber irgend­et­was stimmt hier nicht. Irgend­wie ist das alles zu makel­los, fast klaus­tro­phob. Wie in einem absur­den Traum, der sich jeder­zeit in einen Alb­traum ver­wan­deln könnte.
Und plötz­lich kol­la­biert die Illu­si­on und man steht vor dem Scher­ben­hau­fen einer Fami­lie mit all ihren Geheim­nis­sen, Lügen und jahr­zehn­te­al­ten Nar­ben, die nie so ganz ver­heilt sind. Lucre­cia hat Mut­ter und Bru­der vor Jah­ren ver­las­sen. Erb- und Eigen­tums­strei­tig­kei­ten machen ein Gespräch fast unmög­lich. Und Lucas weiß schon lan­ge nicht mehr, wer er eigent­lich ist. Er geht zum The­ra­peu­ten und ver­sucht in direk­ter Kon­fron­ta­ti­on mit Teté sei­ne Iden­ti­täts­fra­gen zu lösen: Wie viel Selbst steckt über­haupt in die­sem Kör­per? Was macht das Ich denn aus, wenn man sich selbst nur als Sum­me von Orga­nen ver­ste­hen kann?
Die Gren­zen zwi­schen Traum, Rea­li­tät und Met­area­li­tät erwei­sen sich als flie­ßend und mani­pu­lier­bar. Viel­leicht ist das gan­ze Leben ja auch nur ein ein­zi­ges Déjà-vu. Wer sich hier auf wel­cher Seins­ebe­ne befin­det, ist erst im gro­ßen Fina­le zu erahnen.

Der argen­ti­ni­sche Dra­ma­ti­ker, Regis­seur und Über­set­zer Rafa­el Spre­gel­burd hat mit »Luzid« ein Kam­mer­stück geschrie­ben, bei dem sich Humor und Melan­cho­lie stän­dig gegen­sei­tig unter­gra­ben, wes­halb man sei­nen Augen nicht immer auf den ers­ten Blick trau­en kann. Haus­re­gis­seur David Ort­mann bringt die schnel­le, schwar­ze Tra­gi­ko­mö­die zur Deut­schen Erstaufführung.

Büh­nen- & Kos­tüm­bild: Jus­tus Saretz
Musik: Katha­ri­na Schmauder
Dra­ma­tur­gie: Kath­rin Mergel
mit: Ute Fied­ler, Juli­us Kuhn, Roman Pertl & Katha­ri­na Rehn sowie Fabi­an Hei­che­le (Tuba)
Fotos: Jan Fuhr
Pre­mie­re am 28. Sep­tem­ber 2019 auf der brecht­büh­ne im Ofenhaus
»Fas­zi­niert ver­folgt der Zuschau­er, wie sich die Frag­men­te die­ser Lebens­ge­schich­ten auf der Büh­ne her­aus­bil­den, ohne dass je ein Gesamt­bild ent­steht und ohne dass dabei wie­der nur das Ste­reo­typ der brü­chi­gen bür­ger­li­chen Fami­li­en­fas­sa­de, hin­ter der sich Dra­men und Abgrün­de auf­tun, wie­der­holt wird. […] Spre­gel­burd [ver­wischt] die Gren­zen zwi­schen Traum und Rea­li­tät, und Regis­seur David Ort­mann folgt ihm dabei kon­ge­ni­al. So herrscht die Unsi­cher­heit als Prin­zip. Was auch immer als Rekon­struk­ti­on der Fami­li­en­ge­schich­te ange­bo­ten wird, wird im nächs­ten Moment wie­der unter­lau­fen, in ihrer Wider­sprüch­lich­keit ent­larvt, was sich wie­der­um als Wider­spruch erweist — und so wei­ter. […] Dass die­ses kom­ple­xe und durch­aus for­dern­de Stück gelingt, liegt auch an den Schau­spie­lern. Ute Fied­ler als Teté, Katha­ri­na Rehn als ihre Toch­ter Lucre­zia, ein ganz her­vor­ra­gen­der Juli­us Kuhn als Sohn Lucas und Roman Pertl als Phil­ipp wech­seln leicht und jeweils sehr über­zeu­gend mit dem Wirk­lich­keits­mo­dus sozu­sa­gen auch ihren schau­spie­le­ri­schen Sta­tus und haben offen­sicht­lich viel Freu­de dar­an, nicht in eine Gat­tung gesperrt zu sein. Denn das Stück ist weit mehr als eine Fami­li­en­tra­gö­die, es ist auch Komö­die und psy­cho­lo­gi­sches Kam­mer­spiel, Situa­ti­ons­ko­mik und Slap­stick haben ihren Platz neben bewe­gen­den und anrüh­ren­den Stel­len genau­so wie Fan­tas­ti­sches – kein Wun­der, geht es doch um Träu­me. Ein post­mo­der­ner Hybrid, der aber nie zersplittert […].«