Ein Mann steht in einem dunklen Raum, von einer einzigen Lichtquelle erhellt. Ein Schauspieler. Er spricht über sich und über dieses Ereignis, das wir »Theater« nennen und das so vielen Regeln und Ritualen unterworfen ist. Er spricht darüber wie ein Forscher aus einer anderen Zeit, seziert die Aufführung noch in ihrer Erschaffung. Denn was ist dieses »Theater« eigentlich, und wozu dient es? Warum tun die Schauspieler:innen so, als wären sie jemand anders, warum schauen wir als Publikum (bei Clancy: »die Fremden«) dem Ganzen andächtig schweigend zu, und wer hat überhaupt die Fäden in der Hand?
Mit »Event« hat der amerikanische Dramatiker und Regisseur John Clancy einen komischen und gleichzeitig zutiefst irritierenden Monolog über die Mechanismen von Theater geschaffen. Ein cleveres Stück über Schein und Wahrheit, über die Frage, was Theater über das Leben erzählen kann; und ein Text, der uns Zuschauer:innen – die wir die Mittel und Wege des Theaters doch zu kennen glauben – immer wieder hinters Licht zu führen vermag. Hausregisseur David Ortmann erweitert in seiner VR-Inszenierung Clancys vielschichtigen Monolog um weitere (digitale) Ebenen und eine 360-Grad-Sicht, die gleichzeitig entlarvt und verhüllt. Denn wie funktionieren Theatermechanismen im digitalen Raum? Und wer sieht und hört eigentlich zu? An der Schnittstelle zwischen Theater- und Filmästhetik entdecken wir neue Ausdrucksmöglichkeiten.