Büh­ne Wittenberg

Jagd auf Jun­ker Jörg

Ein Kri­sen-Kri­mi von Frank Wallis

Wit­ten­berg 1521: Der vogel­freie Mar­tin Luther hat die Stadt ver­las­sen, Gerüch­te ver­mel­den sei­ne Gefan­gen­nah­me oder gar sei­nen Tod. In der Stadt for­miert sich eine Bewe­gung, die den neu­en Glau­ben mit immer radi­ka­le­ren Maß­nah­men durch­set­zen will. Der Uni­ver­si­täts­leh­rer Phil­ipp Melan­chthon ver­sucht unter­des­sen, sich in den All­tag sei­ner jun­gen Ehe ein­zu­le­ben… An einem Som­mer­abend aber klop­fen nach­ein­an­der zwei Mön­che an sei­ne Tür, die ein Nacht­la­ger in der feind­lich gesinn­ten Stadt suchen und die bei­de behaup­ten, dass sie Nach­richt von Luther brin­gen. Doch wer von bei­den sagt die Wahr­heit? Und wer ist jener geheim­nis­vol­le Jun­ker, der sich zu mit­ter­nächt­li­cher Stun­de in die Gesell­schaft mischt? Es ist eine Nacht vol­ler Miss­trau­en und Über­ra­schun­gen, an deren Ende neue Gewiss­hei­ten stehen.

Mit der »Jagd auf Jun­ker Jörg« wird die Büh­ne Wit­ten­berg ein neu­es Gen­re erpro­ben: Fünf Schau­spie­ler ver­su­chen, ein viel zu groß besetz­tes Dra­ma zu spie­len – und gera­ten dabei selbst immer wie­der in Bedräng­nis. Die Ver­wir­rung ist dabei pro­gram­miert, neben der eigent­li­chen Geschich­te wird zugleich die Über­for­de­rung des Thea­ters dar­ge­stellt. Es ist also auch ein Stück über die Kri­se und über deren lust­vol­le Bewäl­ti­gung durch die Kunst.

Fünf Dar­stel­ler spie­len 11 his­to­ri­sche Rol­len und sich selbst, was zu aller­lei Ver­wir­rung führt, um dem Zuschau­er einen Teil der Geschich­te unter­halt­sam nahe zu brin­gen. Erle­ben Sie einen Dar­stel­ler, der gleich­zei­tig und im sel­ben Augen­blick zwei Per­so­nen spielt; eine Schau­spie­le­rin mit Rol­len­a­mne­sie; einen Regis­seur, der selbst auf die Büh­ne muss; einen Pro­duk­ti­ons­lei­ter, der zu Phil­ipp Melan­chthon wird und eine jun­ge Frau, die neben der Mas­ken­bild­ne­rei auf der Suche nach einem Manns­bild ist, wel­ches ihren tris­ten All­tag als Magd beendet.

Gezeigt wird die Kri­mi­nal-Komö­die im Gar­ten des Melan­chthon­hau­ses anläss­lich des Jubi­lä­ums zum 450. Todes­tag von Phil­ipp Melan­chthon – dem Refor­ma­tor und Leh­rer Deutschlands. 

Büh­nen- & Kos­tüm­bild: Suse Tobisch
mit: Dirk Böh­me, Haye Graf, Frank Roder, Tina Rot­ten­stei­ner & Sil­ke Wallstein
Fotos: Corin­na Kroll
Pre­mie­re am 15. Juli 2010 in Melan­chthons Gar­ten zu Wittenberg
»Die­se zur Pre­mie­re aus­ver­kauf­te […] »Jagd auf Jun­ker Jörg« hat Regis­seur David Ort­mann in der stän­di­gen, oft über­ra­schend komik­rei­chen Ver­we­bung des durch­aus erns­ten his­to­ri­schen Stof­fes und aktu­el­ler Thea­ter­ar­beit zu einer köst­li­chen detail­rei­chen Komö­die mit sei­nen Dar­stel­lern gestal­tet. […] Fast immer Szenenbeifall.«
Hel­mut Rohm
Volks­stim­me vom 17. Juli 2010
»Dem wird der­weil hin­rei­chend Abwechs­lung gebo­ten, flott und frech führt der jun­ge Regis­seur David Ort­mann, der am Anhal­ti­schen Thea­ter enga­giert ist, durch den anspie­lungs­rei­chen Text von Frank Wal­lis. […] Der Vor­zug der Insze­nie­rung indes besteht dar­in, bei allem fröh­li­chen Kla­mauk, den die Gäs­te an einem Som­mer­abend unter frei­em Him­mel wohl erwar­ten dür­fen, die Nuan­cen zu wah­ren und nicht gleich die gan­ze, ernst­haf­te His­to­rie mit dem Bade auszuschütten.«
Andre­as Montag
Mit­tel­deut­sche Zei­tung vom 17. Juli 2010