Vier Tage lang wurde die seit Beginn 2008 leer stehende Theatrale am Waisenhausring in Halle (Saale) wieder mit Leben erfüllt. Das Stück spielt im Jahr 1727 und beschäftigt sich mit dem einhundertjährigen Theaterverbot, das August Hermann Francke und seine Pietisten im 18. Jahrhundert erlassen hatten. In dem fiktiven Briefwechsel, er beginnt am Aschermittwoch 1727, versucht die Leipziger Schauspielerin Friederike Karoline Neuber auch Halle zu erobern. Auf der anderen Seite steht Francke, der sich gegen ein Theater in der Stadt ausspricht, der »Neuberin« aber anbietet, in den Franckeschen Stiftungen zu arbeiten.
Sowohl Francke als auch Neuber haben ein und dasselbe Ziel: die Läuterung der Menschen. Während die Schauspielerin dies mit ihrem Theater erreichen will und in ihrer Leipziger Compagnie strikt auf Moral achtet, setzt Francke auf seinen Gottesdienst. Immer wieder taucht in dem amüsanten Zwiegespräch auch ein dritter Protagonist auf: Hanswurst. Er steht für das alte, für das verruchte und verrufene, für das verluderte Theater mit seinen zotigen Worten. Für das Theater, das Neuber erneuern will.
Am Ende schafft es die Neuberin, in Halle aufzutreten, selbst Francke muss ihr zähneknirschend Applaus spenden. Doch schließlich lässt der kurz vor seinem Tod stehende Francke die Schauspielerin als Betrügerin dastehen. Sie geht nach Leipzig und gründet dort ihr Theaterhaus … in Halle blieb ihr das verwehrt. Franke segnet kurz darauf das Zeitliche. »Von Bekundungen Ihres Beileids und von weiteren Zusendungen bitten wir abzusehen«, heißt es im letzten Schreiben aus den Stiftungen an Neuber, verfasst von Johann Athanasius Freylinghausen.